Quelle: www.kathpress.at
Beck: Gegen Fake News und Hass im Netz hilft positive Ethik
Wiener Moraltheologe: Kritisches Denken stärken - Medienreferent der Bischofskonferenz, Wuthe, für Netz-Kommunikation, "die Ausdruck eines christlichen Lebensstils ist"
Wien, 1.12.2017 (KAP) Bildung zum kritischen Denken und die Einübung in eine von Selbst- und Nächstenliebe getragene positive Ethik: Das muss aus Sicht von Prof. Matthias Beck die christliche Antwort auf die aktuellen Gefahren von Fake News und Hass im Netz sein. Der Wiener Moraltheologe und Mediziner diskutierte am Donnerstagabend in Wien zum Thema "Post-Wahrheit und alternative Fakten" mit dem Medienreferenten der Bischofskonferenz, Paul Wuthe. Dieser betonte die Eigenverantwortung von Christen im Umgang mit Sozialen Medien: Gefragt sei der "Vorbildcharakter einer Weise des Kommunizierens, die Ausdruck eines christlichen Lebensstils ist", so Wuthe.
Laut Prof. Beck verstärke die Digitalisierung Probleme, die bereits im realen Leben bestünden: Menschen suchten angesichts der verunsichernden Pluralisierung Zugehörigkeit und Klarheit in Form der Sehnsucht nach dem "starken Mann". Teil einer Netz-Community zu sein und die Bereitschaft, anderen blind zu folgen, ohne deren Inhalte kritisch zu hinterfragen, seien daher ernstzunehmende Gefahren im Umgang mit den Internet. Sie würden zudem durch die eine drohende Abnahme an Empathiefähigkeit wegen des übermäßigen Konsums digitaler Angebote befeuert. "Die Antlitzlosigkeit des Internets verstärkt Rücksichtlosigkeit, weil ich dem anderen nicht in die Augen schauen kann", so Beck unter Verweis auf Hass im Netz.
Die Antwort darauf müsse eine Erziehung zum kritischen Denken sein, so Beck, der gleichzeitig für eine "positive Ethik" plädierte. Diese umschrieb er als eine Ethik, die dem Menschen dabei hilft, sich selbst annehmen zu können. Maß dafür sei die christliche Botschaft der Selbst- und Nächstenliebe: Nur wer sich selbst lieben könne, sei zur Nächstenliebe fähig, "wer in sich ruht, muss andere nicht niedermachen", so Beck. Eine derart verstandene Ethik mache den Menschen resilient gegen Hass, der sich dann einstelle, wenn Menschen verletzt seien und sich nicht selbst annehmen könnten.
Dass über Fake News und Hass im Netz diskutiert werde, zeige an, dass das Problem erkannt und somit auch schon der erste Schritt zu seiner Bewältigung erreicht sei. Darauf verwies Wuthe, der als Beleg dafür auf eine aktuelle Studie der Organisation "Safer Internet" verwies. Derzufolge seien sich Jugendliche auffallend klar darüber, dass Informationen, die sie sich größtenteils aus dem Netz holen, oft nicht vertrauenswürdig sind. "Man muss selbst recherchieren", sei die häufigste Antwort von Jugendlichen auf dieses Informationsdilemma. Die Auseinandersetzung mit Fake News könne daher "zum Wiederentdecken von journalistischer Qualität und Glaubwürdigkeit führen verbunden mit der Einsicht, dass verlässliche Informationen auch etwas kosten dürfen - auch und gerade im digitalen Zeitalter", folgerte Wuthe.
Weltweiter kirchlicher Aktionstag gegen Fake News
Fake News betreffe die Kirche auch ganz konkret, führte der kirchliche Medienexperte weiter aus: So habe eine Datenauswertung des Onlinemediums "BuzzFeed" ergeben, dass die erfolgreichste Fake News im US-Wahlkampf jene war, wonach Papst Franziskus die Kandidatur von Trump unterstützen würde. Wie wichtig dieses Thema aus Sicht der katholischen Kirche sei, werde durch den Umstand deutlich, dass der Papst vor einigen Wochen erstmals einen kirchlichen Kampagnen-Tag gegen Fake News ausgerufen hat. Das Motto für diesen "Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel" am 13. Mai 2018 mache dies deutlich und laute: "Die Wahrheit wird euch befreien - Fake News und Journalismus für den Frieden".
Die Kirche könne nicht nur im Bereich der Bewusstseinsbildung viel einbringen, sondern es komme vor allem auf die Eigenverantwortung ernsthafter Christen an. Es gehe um einen vorbildlichen Kommunikationsstil. "Das Wort über die frühen Christen, 'Seht, wie sie einander lieben', zeigt sich in den neuen Medien darin, was und wie Christen heute miteinander kommunizieren", sagte Wuthe.
Wichtig seinen gesellschaftliche Allianzen wie etwa "#GegenHassimNetz", an der sich die katholische Kirche in der Person von Kardinal Christoph Schönborn bereits beteiligt habe. Diese Initiative habe inzwischen "10 Tipps" im Umgang mit Hass im Netz entwickelt. Zudem sei kürzlich vom Bundeskanzleramt eine "Beratungsstelle gegen Hass im Netz" eingerichtet worden, die kostenlos Hilfe biete. Schließlich dürfe man auch nicht vor juristischen Schritten zurückschrecken, wenn es um Hass oder Verhetzung gehe, betonte Wuthe und verwies als Beispiel dafür auf den Betreiber der Internetseite www.kreuz-net.info, der vor einigen Wochen in Wien wegen Verhetzung verurteilt wurde.
Bei Fake News und Hass im Netz werde es aber vor allem ankommen auf die "vielen Tausenden, die sich um die Tugenden der Mäßigung, der Geduld und des Wohlwollens bemühen und die den Hetzern, Simplifizierern und Fantasten in den sozialen Medien unaufgeregt, aber entschieden Paroli bieten", erinnerte Wuthe an ein Zitat von Kardinal Schönborn. Es war Teil einer Kampagne von Qualitätszeitungen, die heuer unter dem Motto "#Respekt" durchgeführt wurde.
Link: https://www.kathpress.at/goto/meldung/1573046/beck-gegen-fake-news-und-hass-im-netz-hilft-positive-ethik
Beck: Gegen Fake News und Hass im Netz hilft positive Ethik
Wiener Moraltheologe: Kritisches Denken stärken - Medienreferent der Bischofskonferenz, Wuthe, für Netz-Kommunikation, "die Ausdruck eines christlichen Lebensstils ist"
Wien, 1.12.2017 (KAP) Bildung zum kritischen Denken und die Einübung in eine von Selbst- und Nächstenliebe getragene positive Ethik: Das muss aus Sicht von Prof. Matthias Beck die christliche Antwort auf die aktuellen Gefahren von Fake News und Hass im Netz sein. Der Wiener Moraltheologe und Mediziner diskutierte am Donnerstagabend in Wien zum Thema "Post-Wahrheit und alternative Fakten" mit dem Medienreferenten der Bischofskonferenz, Paul Wuthe. Dieser betonte die Eigenverantwortung von Christen im Umgang mit Sozialen Medien: Gefragt sei der "Vorbildcharakter einer Weise des Kommunizierens, die Ausdruck eines christlichen Lebensstils ist", so Wuthe.
Laut Prof. Beck verstärke die Digitalisierung Probleme, die bereits im realen Leben bestünden: Menschen suchten angesichts der verunsichernden Pluralisierung Zugehörigkeit und Klarheit in Form der Sehnsucht nach dem "starken Mann". Teil einer Netz-Community zu sein und die Bereitschaft, anderen blind zu folgen, ohne deren Inhalte kritisch zu hinterfragen, seien daher ernstzunehmende Gefahren im Umgang mit den Internet. Sie würden zudem durch die eine drohende Abnahme an Empathiefähigkeit wegen des übermäßigen Konsums digitaler Angebote befeuert. "Die Antlitzlosigkeit des Internets verstärkt Rücksichtlosigkeit, weil ich dem anderen nicht in die Augen schauen kann", so Beck unter Verweis auf Hass im Netz.
Die Antwort darauf müsse eine Erziehung zum kritischen Denken sein, so Beck, der gleichzeitig für eine "positive Ethik" plädierte. Diese umschrieb er als eine Ethik, die dem Menschen dabei hilft, sich selbst annehmen zu können. Maß dafür sei die christliche Botschaft der Selbst- und Nächstenliebe: Nur wer sich selbst lieben könne, sei zur Nächstenliebe fähig, "wer in sich ruht, muss andere nicht niedermachen", so Beck. Eine derart verstandene Ethik mache den Menschen resilient gegen Hass, der sich dann einstelle, wenn Menschen verletzt seien und sich nicht selbst annehmen könnten.
Dass über Fake News und Hass im Netz diskutiert werde, zeige an, dass das Problem erkannt und somit auch schon der erste Schritt zu seiner Bewältigung erreicht sei. Darauf verwies Wuthe, der als Beleg dafür auf eine aktuelle Studie der Organisation "Safer Internet" verwies. Derzufolge seien sich Jugendliche auffallend klar darüber, dass Informationen, die sie sich größtenteils aus dem Netz holen, oft nicht vertrauenswürdig sind. "Man muss selbst recherchieren", sei die häufigste Antwort von Jugendlichen auf dieses Informationsdilemma. Die Auseinandersetzung mit Fake News könne daher "zum Wiederentdecken von journalistischer Qualität und Glaubwürdigkeit führen verbunden mit der Einsicht, dass verlässliche Informationen auch etwas kosten dürfen - auch und gerade im digitalen Zeitalter", folgerte Wuthe.
Weltweiter kirchlicher Aktionstag gegen Fake News
Fake News betreffe die Kirche auch ganz konkret, führte der kirchliche Medienexperte weiter aus: So habe eine Datenauswertung des Onlinemediums "BuzzFeed" ergeben, dass die erfolgreichste Fake News im US-Wahlkampf jene war, wonach Papst Franziskus die Kandidatur von Trump unterstützen würde. Wie wichtig dieses Thema aus Sicht der katholischen Kirche sei, werde durch den Umstand deutlich, dass der Papst vor einigen Wochen erstmals einen kirchlichen Kampagnen-Tag gegen Fake News ausgerufen hat. Das Motto für diesen "Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel" am 13. Mai 2018 mache dies deutlich und laute: "Die Wahrheit wird euch befreien - Fake News und Journalismus für den Frieden".
Die Kirche könne nicht nur im Bereich der Bewusstseinsbildung viel einbringen, sondern es komme vor allem auf die Eigenverantwortung ernsthafter Christen an. Es gehe um einen vorbildlichen Kommunikationsstil. "Das Wort über die frühen Christen, 'Seht, wie sie einander lieben', zeigt sich in den neuen Medien darin, was und wie Christen heute miteinander kommunizieren", sagte Wuthe.
Wichtig seinen gesellschaftliche Allianzen wie etwa "#GegenHassimNetz", an der sich die katholische Kirche in der Person von Kardinal Christoph Schönborn bereits beteiligt habe. Diese Initiative habe inzwischen "10 Tipps" im Umgang mit Hass im Netz entwickelt. Zudem sei kürzlich vom Bundeskanzleramt eine "Beratungsstelle gegen Hass im Netz" eingerichtet worden, die kostenlos Hilfe biete. Schließlich dürfe man auch nicht vor juristischen Schritten zurückschrecken, wenn es um Hass oder Verhetzung gehe, betonte Wuthe und verwies als Beispiel dafür auf den Betreiber der Internetseite www.kreuz-net.info, der vor einigen Wochen in Wien wegen Verhetzung verurteilt wurde.
Bei Fake News und Hass im Netz werde es aber vor allem ankommen auf die "vielen Tausenden, die sich um die Tugenden der Mäßigung, der Geduld und des Wohlwollens bemühen und die den Hetzern, Simplifizierern und Fantasten in den sozialen Medien unaufgeregt, aber entschieden Paroli bieten", erinnerte Wuthe an ein Zitat von Kardinal Schönborn. Es war Teil einer Kampagne von Qualitätszeitungen, die heuer unter dem Motto "#Respekt" durchgeführt wurde.
Link: https://www.kathpress.at/goto/meldung/1573046/beck-gegen-fake-news-und-hass-im-netz-hilft-positive-ethik